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Kanton Obwalden

Demenz Zuhause- der Alltag von pflegenden Angehörigen

Stellen sie sich vor, Ihr Ehemann versorgt seine Schuhe im Kühlschrank oder läuft nackt aus der Haustür. Solche Momente erleben pflegende Angehörige, welche einen Menschen mit Demenz Zuhause betreuen.


Fakten und Zahlen

Alle 16 Minuten erkrankt in der Schweiz eine Person an einer Demenz. Im Jahr 2050 sind dies voraussichtlich 315‘400 Menschen. Dabei ist der grösste Risikofaktor das Alter.

(Mehr zu den Zahlen hier).


In Obwalden (OW) leben heute 690 Betroffene mit der Diagnose Demenz. Davon lebt ca. die Hälfte zu Hause. Sie werden von ihren Angehörigen gepflegt und betreut. Pro erkrankte Person sind eins bis drei Angehörige involviert.

 

Was bedeutet das für die Familien?

Betreuungsaufgaben pflegender Angehöriger von Menschen mit Demenz sind:

  • Physische Unterstützung (Alltagsarbeiten)

  • Psychische Unterstützung (motivieren, animieren)

  • Verwaltungsaufgaben (Finanzen, Haushalt, Angebote beziehen)

  • Soziale Rollen (Familie, Gesellschaft, Verbündete)

 

Besonders herausfordernd und belastend sind:

  • Konfliktbeladene Beziehungen

  • Psychische & verhaltensbezogene Symptome (depressiv, apathisch, agitiert, aggressiv etc.)

  • Fortschreiten der Demenz

 

Jede Person steht mit den 5 Säulen der Identität (nach Petzold) im eigenen Leben. Je nach Belastung ist eine Säule weniger stabil. Die anderen 4 Säulen gleichen diese Schwäche aus. Wackelt eine Säule längere Zeit, wenn beispielsweise ein Mensch mit Demenz seine Persönlichkeit verändert, entstehen Probleme.




Was passiert, wenn pflegende Angehörige ausfallen?

Längerfristige Belastungen ziehen Folgen der Lebensqualität von Angehörigen mit sich:

  • Deutliche Verschlechterung der eigenen Gesundheit, Wohlbefinden nimmt ab

  • Verschlechterung der Ernährung, Schlafqualität, Psyche

  • Erhöhtes Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen und Depressionen

  • Weniger soziale Beziehungen


Pflegende Angehörige leiden als Folge und können auch die an Demenz erkrankte Person nicht mehr unterstützen.

 

Was kann dagegen getan werden? Wie kann dies vorgebeugt werden?

Zentral ist, dass Verantwortung abgeben werden kann und sich pflegende Angehörige eine Verschnaufpause gönnen. Die Person mit Demenz soll sich nicht nur auf eine Bezugsperson fixieren.


Niederschwellige und aufsuchende Entlastungsangebote erleichtern den Einstieg vom Hilfe annehmen. Pflegende Angehörige erfahren so eine Begegnung auf Augenhöhe.

  • Offene Aufklärung

  • Wissensvermittlung, Klarheit schaffen

  • Beratung

  • Austausch mit Gleichgesinnten

  • Verständnis, Zuhören, Anerkennung und Wertschätzung

  • Vermitteln von Entlastungsangeboten

  • Pflegerische Unterstützung – Ruhe reinbringen

  • Raum und Zeit geben

 

Trauen Sie sich Hilfe anzunehmen und bleiben Sie gesund.


 

Autorin: Beatrice Omlin, Tagesstätte „Vergiss mein nicht“


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